Warten auf den Schrankenwärter

von Günter Hochgürtel, Kölner Stadt Anzeiger, 04.11.2014

Statt eines Drehkreuzes am Bahnübergang bei Satzvey reguliert neuerdings ein Stellwerk der Bahn mit einer Schranke die Passage. Nun klagen die ersten Spaziergänger, dass das nicht immer funktioniert und sind empört. Die Bahn verteidigt die Maßnahme.


Ingrid und Lothar Peter gehen gern spazieren, unternehmen Wandertouren und sind als Pensionäre sowieso ziemlich aktiv. Das Ehepaar wohnt am Mühlenberg in Satzvey und läuft häufig über den Krönungsweg des Eifelvereins, der von Bonn nach Aachen führt. Diese idyllische Wanderroute kreuzt auch die Bahnlinie Köln-Trier, und zwar zwischen Satzvey und Katzvey.

Bisher gab es dort einen Bahnübergang für Fußgänger, der mit zwei Drehkreuzen gesichert war. Doch seit ein paar Monaten sind diese verschwunden – sehr zum Ärger von Lothar Peter, der den Weg häufig benutzt, um von Satzvey in das benachbarte Waldgebiet zu gelangen.

„Man muss jetzt jedes Mal eine Anruftaste betätigen und beim Stellwerk darum bitten, dass die beiden Schranken geöffnet werden“, beklagte sich der Rentner. Als er mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor Ort war, klappte die Sache einwandfrei. Peter betätigte den Hebel, wenig später meldete sich eine Bahnbedienstete, und schon ging die Schranke auf. Nach Angaben des Satzveyers wird der Wanderweg an Wochenenden jedoch sehr häufig frequentiert, so dass auch schon mal alle Viertelstunde bei der Bahn geklingelt wird. Was hin und wieder dazu führe, dass den Wartenden die Auskunft erteilt werde, dass die Schranke defekt sei und man doch bitte schön die regulären Übergänge benutzen solle.

Strecke gut einsehbar

„Dass die Mitarbeiter im Stellwerk genervt sind, wenn ständig wegen der Schranke angerufen wird, kann man verstehen“, sagte Peter. Aber man wundere sich schon, dass die angeblich defekte Schranke am nächsten Tag wieder einwandfrei funktioniere. Die Bahnstrecke ist an dieser Stelle in beide Richtungen sehr gut einsehbar, so dass die Wanderer über die Drehkreuze bislang immer gefahrlos über die Schienen gelangten.

Unverschämt findet Lothar Peter jedenfalls den Rat, die Wanderer sollten die regulären Übergänge benutzen, wenn die Schranke nicht einsatzbereit ist. „Man wäre gezwungen, Umwege von mehreren Kilometern zu laufen“, gab der Satzveyer zu bedenken.

Dass das die wenigsten Spaziergänger tun, zeigte sich schon bald, nachdem die Drehkreuze verschwunden waren: Es bildete sich rasch ein Trampelpfad, auf dem die Schranke problemlos zu umgehen war. Dem schob die Bahn nach ein paar Wochen einen Riegel vor, indem sie noch zusätzliche Sperrgitter an die bereits vorhandenen anschweißen ließ.

Franz Heumüller, Pressesprecher der Deutschen Bahn, erklärte dazu: „Vor einigen Monaten wurde die Geschwindigkeit der Züge auf der Strecke Köln-Trier auf 120 Stundenkilometer angehoben. Bei Strecken, auf denen diese Geschwindigkeit gefahren wird, sind nach den einschlägigen Bestimmungen keine Drehkreuze an Bahnübergängen zugelassen. Daher mussten sie verschlossen werden.“ Die Anrufschranken würden weiterhin von den Mitarbeitern im Stellwerk Satzvey bedient. Eine besondere Störanfälligkeit der Schranken liege seines Wissens nach nicht vor.